Aktuell

Alles klar im Klärwerk Wansdorf

Donnerstag, 11. Oktober 2001

Berlin-Brandenburgische GmbH fährt Tag für Tag „auf Eichstrich“

WANSDORF/OBERHAVEL · Wie die Väter es sich vorgestellt, so ist es geworden. In der Wansdorfer Klärwerk GmbH, einem Gemeinschaftswerk der Länder Brandenburg und Berlin, wird „auf Eichstrich“ gefahren, was in den nach der Wende entstandenen Klärwerken wegen „Übergröße“ nicht unbedingt die Regel ist. 38.000 Kubikmeter werden in Wansdorf täglich gereinigt. Reicht der Zufluss aus den umliegenden Gemeinden einmal nicht aus – vielerorts muss hier das Netz der Abwasserleitungen noch ausgebaut werden-, dann geben die Berliner Wasserbetriebe mehr Schmutzwasser ab als vorgesehen.

Geschäftsführer Axel Swoboda erklärt dem Landrat die Abwasserreinigung

Geschäftsführer Axel Swoboda erklärt dem Landrat die Abwasserreinigung

Gegenüber Burkhard Schröder, Landrat des Havellandkreises, konnte Geschäftsführer Axel Swoboda deshalb von „flexiblen Größen bei konstanten Betriebskosten“ sprechen. Er leite einen wirtschaftlichen Klärwerksbetrieb, und das bei weitem nicht nur zum Wohle der Wansdorfer. In dem 1998 für 100 Millionen Mark fertig gestellten Klärwerk würden heute Abwässer aus gut 15 Orten gereinigt, darunter aus Bärenklau, Dallgow-Döberitz, Eichstädt, Falkensee, Germendorf, Hennigsdorf, Hohen Neuendorf, Leegebruch, Lehnitz, Marwitz, Velten, Oranienburg, den Glien-Gemeinden und aus Berlin-Spandau. Mechanisch-biologisch behandelt, flössen sie dann dem Havelkanal zu, was dessen Fließgeschwindigkeit nur gut tue.

Zwischen 95 Pfennig und 1,30 Mark beträgt in Wansdorf der Preis für das Reinigen eines Kubikmeter Abwassers, womit man bundesweit sogar im unteren Bereich liege, ließ der Geschäftsführer wissen. Dass der Bürger für die Abgabe derselben Menge Schmutzwasser deutlich mehr berappen müsse, liege an den Kosten, die die Städte und Gemeinden für neue Abwasserleitungen aufbringen müssten. Was aber die Zusammenarbeit mit Berlin angehe, so lasse sich mit gutem Gewissen von „Partnerschaft· sprechen.

Neu für den Landrat, auf dessen Tagesordnung gestern noch weitere Unternehmensbesuche standen, war auch die „ökologische Komponente“ des Klärwerkes. Der anfallende Faulschlamm wird gleich vor Ort verwertet, indem er Biogas liefert. Mit diesem wird inzwischen etwa ein Drittel des Stromes gewonnen, den das „Klärwerk zum Klären‘ braucht. Der Löwenanteil ist dafür bestimmt, die Abwässer zur biologischen Aufbereitung mit Sauerstoff zu versetzen.

Technische Probleme bereitet den Wansdorfern der zunehmende Anteil fester Bestandteile im Abwasser. „Ein Problem“, so Diplomingenieur Gerd Peters, „das besonders in den neuen Bundesländern allgegenwärtig ist.“ Sobald in eine Wohnung Wasserzähler eingebaut sind, setze das große Sparen ein. Schlagartig werde weniger Wasser entnommen, die Menge des „Satzes“ aber bleibe stets dieselbe. lm Einzugsbereich des Wansdarter Klärwerkes habe sich der „Schmutz im Abwasser'“auf diese Weise annähernd verdoppelt. Viele Maschinen hätten deshalb für gutes Geld nachgerüstet werden müssen.

WOLFGANG GERTH
Märkische Allgemeine Zeitung

 

 

   |